Das Praktikum

Mit weniger als zehn Wörtern Niederländisch, die mir netterweise aus Schulzeiten übrig geblieben waren, war die Aufregung vor meinem ersten Arbeitstag schon relativ groß. Aber ich war mir sicher, dass ich die Sprache schon lernen würde, wenn ich erst einmal einige Wochen vor Ort bin.  

Nach meinem ersten Bewerbungsgespräch wusste ich, dass dies genau die richtige Aufgabe für mich war. Denn genau das wollte ich: eine neue Kultur kennenlernen, eine andere Sprache sprechen und meine ersten internationalen Arbeitserfahrungen sammeln. Dazu war die Niederlande natürlich optimal geeignet. Die Entfernung zu meiner Heimatstadt in Deutschland war überschaubar und ich kannte ich mich bereits etwas in den Niederlanden aus: Als Kind der Grenze war ich zeitweise öfters in der Grenzstadt Enschede zu finden, als in meiner eigenen Heimatstadt.  

Also: Gesagt. Getan. Am 4. März 2019 setzte ich mich in mein Auto und fuhr Richtung Deventer. Ich war natürlich viel zu früh und wartete deswegen noch 30 Minuten auf dem Parkplatz – typisch Deutsch eben. Die ersten Wochen im neuen Unternehmen haben mir große Freude bereitet, aber waren auch ziemlich anstrengend. Nicht nur, dass ich meine Kollegen und Kolleginnen fast nicht verstehen konnte, ich wusste auch noch fast nichts über Scorion und musste mich wieder in das wissenschaftliche Arbeiten einlesen. Im Laufe der kommenden Wochen und Monate, habe ich mir alles, was ich über die medizinische Ausbildung weiß, angelesen und durch meine Kollegen und Kolleginnen gelernt.  

Auch wenn ich dachte, dass ich mich schon ziemlich gut auskannte in den Niederlanden, war mein neuer Arbeitsplatz gleichzeitig auch eine ganz neue Welt für mich. Diese neue Welt war sowohl am Arbeitsplatz als auch auf privater Ebene von verschiedenen kulturellen Unterschieden geprägt. Zwei, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben sind, möchte ich gern mit Ihnen teilen. 

Was mir vor allem auffiel, war die Herangehensweise an Projekte. Während wir uns in Deutschland erst nach präzisester Planung und Abwägung aller Chancen und Risiken an ein Projekt wagen, kam mir dieser Prozess in den Niederlanden viel schneller und etwas unkomplizierter vor. Zwar werden Projekte auch hier sehr gut geplant, allerdings ist in den Niederlanden auch oft der Weg das Ziel. Hier beginnen Projekte viel schneller und wenn dann etwas während des Prozesses anders verläuft, dann werden einige Schritte im Nachhinein angepasst. Dadurch verlaufen die meisten Projekte zwar flexibler, allerdings kann es dann auch sein, dass das Endergebnis von den anfänglichen Vorstellungen abweicht. 

Des Weiteren hatte und habe ich noch immer den Eindruck, dass das digitale Zeitalter in den Niederlanden bereits weiter fortgeschritten ist, als in Deutschland. Das Internet wird besonders oft und für alle möglichen Zwecke verwendet. Beispielsweise fiel mir sofort auf, dass bei Parantion kaum gedruckt wurde. Alle Unterlagen und Dokumente waren digital. Die gesamte digitale Infrastruktur erscheint mir hier viel besser aufgebaut. So ist es auch kaum verwunderlich, dass die Kartenzahlung auf dem Wochenmarkt selbstverständlicher als die Barzahlung ist. Oder alle Niederländer*innen mit der DigID einen “digitalen Ausweis” besitzen, mit dem sie Angelegenheiten, wie Steuererklärungen, Kindergeldanträge und Krankenversicherungsangelegenheiten einfach selbst online erledigen können. Und dies gilt längst nicht nur für die U30-Generation, die digitale Kompetenz ist auch der älteren Generation des Landes nicht abzusprechen. Wirft man dabei einen Blick auf den Digital Health Index der Bertelsmann Stiftung, so scheint die Niederlande Deutschland auch im Thema Digital Health voraus zu sein: Während die Niederlande sich hier auf Platz 9 befindet, belegt Deutschland gerade einmal den 16. Platz. 

 

Authorin: Marie Büscher

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