Personalisiertes Lernen im deutschen Hochschulwesen mit einem fortschrittlichen digitalen Portfolio
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach personalisiertem und differenziertem Unterricht im deutschen Hochschulwesen stark gestiegen, sowohl an Universitäten als auch an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Dies zeigt sich besonders in der zunehmenden Nachfrage nach einem neuen Typ von Portfolio. Immer mehr Studiengänge können mit einem “traditionellen” Portfolio, in dem Studierende nur Aufgaben einreichen können, nicht mehr effektiv arbeiten (1,2) .
Eine zweite Entwicklung ist die zunehmende Betonung des praxisorientierten Lernens. Das Lernen findet nicht mehr nur in Hörsälen statt, sondern vor allem während Praxisprojekten und Praktika. In technischen Studiengängen wird beispielsweise oft mit “Challenges” im Rahmen des herausforderungsbasierten Lernens gearbeitet, bei dem Studierende durch anspruchsvolle Praxisprojekte lernen. Dieser Trend ist auch in anderen Sektoren wie dem Gesundheitswesen und der Wirtschaft zu beobachten (2).
Bildungsexperten betrachten personalisiertes Lernen als vielversprechenden Ansatz, um optimal auf die individuellen Bedürfnisse, Talente und Lernpräferenzen jedes Studierenden einzugehen. Ein fortschrittliches digitales Portfolio kann dabei ein leistungsfähiges Instrument sein, sofern es bestimmte Voraussetzungen erfüllt.
Nicht jedes beliebige digitale Portfolio ist gleichermaßen für personalisiertes Lernen im Hochschulwesen geeignet. Es gibt verschiedene Herausforderungen, die Bildungseinrichtungen bei der Implementierung eines solchen Systems berücksichtigen müssen (1,4).
Im weiteren Verlauf des Artikels gehen wir darauf ein, welche Funktionen erforderlich sind, um den Lernpfad weiter an die Bedürfnisse des Lernenden anzupassen.
Voraussetzungen für ein geeignetes digitales Portfolio:
Zugang für externe Parteien
Bei praxisorientiertem Lernen ist es entscheidend, dass das digitale Portfolio flexibel genug ist, um externen Parteien wie Praktikumsbetrieben und externen GutachterInnen Zugang für Feedback und Bewertung zu gewähren. Dies ist besonders wichtig bei Studiengängen, in denen Praktika und berufsorientierte Projekte eine große Rolle spielen.
Das Portfoliosystem muss Funktionen bieten, die es externen PrüferInnen ermöglichen, einfach Zugang zu erhalten, ohne dass dies viel Verwaltungskapazität der Einrichtung erfordert. Gleichzeitig muss der Zugang sicher und nachvollziehbar sein.
Anpassung an die Lern- und Prüfungsphilosophie
Das digitale Portfolio muss mit der Vision des Studiengangs und des Berufsfeldes darüber, wie Studierende lernen und geprüft werden sollten, übereinstimmen. Einige Studiengänge, wie z.B. im medizinischen Bereich, wenden bereits seit längerem kompetenzorientiertes Prüfen und E-Portfolios an.
Für andere Studienrichtungen kann ein digitales Portfolio auf andere Weise eingesetzt werden, beispielsweise mehr als Entwicklungsportfolio neben der regulären Prüfung.
Das Portfolio muss sich an mehrere Bildungskonzepte anpassen können, unabhängig davon, ob auf der Grundlage von Lernergebnissen, Kompetenzen oder anderen Einheiten gearbeitet wird.
Erfolgreiche Implementierung und Akzeptanz
Eine erfolgreiche Implementierung und Akzeptanz durch DozentInnen und Studierende ist unerlässlich. Es müssen ausreichend Ressourcen, Schulungen und Unterstützung für eine reibungslose Einführung des digitalen Portfolios für personalisiertes Lernen vorhanden sein. Ein schrittweiser Ansatz mit ausreichender Begleitung erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Akzeptanz. Die Einbeziehung von DozentInnen und Studierenden in die Implementierung ist von großer Bedeutung für die Akzeptanz (1,4) .
Für solche Portfolios ist die Zusammenarbeit zwischen der Einrichtung und dem Anbieter sehr wichtig. Das pädagogische Wissen beim Anbieter ist entscheidend für eine gute Umsetzung des von der Einrichtung verwendeten Konzepts und Testmodells in das Portfolio.
Unserer Erfahrung nach ist die Einführung eines solchen Portfolios oft auch ein Change-Management-Projekt. Deshalb sind das Wissen und die Erfahrung mit der Einführung eines Portfolios in einem oft recht komplexen Umfeld ebenfalls sehr hilfreich.
Integration mit digitalen Lernsystemen
Das digitale Portfolio muss gut in das übrige digitale Lernsystem der Einrichtung integriert sein. Eine nahtlose Verbindung mit der elektronischen Lernumgebung, Stundenplanprogrammen, Prüfungssystemen und anderer verwendeter Software ist unerlässlich. Nur dann kann das Portfolio optimal als Instrument für personalisiertes Lernen eingesetzt werden (2,3).
Das klingt alles sehr logisch, und das ist es auch. Aber es gibt mehrere Gründe, warum das bei weitem nicht immer der Fall ist. Manchmal können die Systeme nicht miteinander verbunden werden. Das bedeutet, dass sich die Daten an verschiedenen Stellen befinden und ein klarer Überblick fehlen kann. Das wiederum kann dazu führen, dass die Studierenden nicht die richtige Beratung erhalten, wenn sie sie brauchen.
Ein weiteres Problem ist die lästige Notwendigkeit, sich in verschiedene Systeme einloggen zu müssen. Auch dies führt zunehmend zu einem “Drop-out”-Verhalten in Organisationen. Umgekehrt sehen wir aber auch, dass bessere Lernergebnisse erzielt werden können, wenn eine Plattform gut integriert ist und Studierende und BetreuerInnen einen guten Überblick über den Studienfortschritt haben.
Welche Funktionalitäten werden für personalisiertes Lernen benötigt?
Auch in Bezug auf die erforderlichen Funktionalitäten haben Untersuchungen gezeigt, dass die Erfolgschancen deutlich steigen, wenn eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sind.
- Anpassung von Lernzielen und Lernaktivitäten
DozentInnen können im Portfolio Lernziele und zugehörige Lernaktivitäten pro Studierendem an deren spezifisches Niveau, Interesse und Lernbedürfnisse anpassen. So können Studierende, die den Stoff schnell aufnehmen, herausforderndere Ziele und Vertiefungsaufgaben erhalten, während Studierende, die mehr Mühe mit der Basis haben, zusätzliche Übungen und Anweisungen bekommen. - Formative Evaluation und maßgeschneidertes Feedback
Durch die genaue Verfolgung der Portfolio-Einreichungen und des Fortschritts der Studierenden können DozentInnen gezielte, persönliche Rückmeldungen geben, die den Lernbedürfnissen jedes einzelnen Studierenden entsprechen. Auf Basis dieser formativen Evaluation kann die Lernroute und die Anleitung angepasst werden. - Wahlmöglichkeiten für Studierende
Ein starkes Merkmal ist, dass Studierende innerhalb des Curriculums Entscheidungen über ihre Lernaktivitäten, Arbeitsformen und Lernmethoden treffen können. Dadurch erhalten sie mehr Eigenverantwortung und Mitspracherecht über ihren eigenen Lernprozess, was die Motivation und das Engagement erhöhen kann. - Flexible Lernwege und Lernpfade
Mit der Flexibilität eines digitalen Portfolios können Hochschulen und Universitäten leicht verschiedene Lernwege und Wahlmöglichkeiten einrichten, die auf die Vorlieben, Talente, Ambitionen und Lerngeschwindigkeiten der einzelnen Studierenden abgestimmt sind. Die Lernroute wird so wirklich personalisiert, anstatt einem festen Programm zu folgen. - Live-Monitoring und Anpassung
Das übersichtliche Dashboard gibt DozentInnen aktuellen Einblick in den Fortschritt der Studierenden, sodass sie rechtzeitig und gezielt in die Lernroute, Anleitung und Betreuung eingreifen können, wo dies erforderlich ist. - Flexibilität in Zeit und Ort der Lernaktivitäten
In der Praxis, insbesondere im medizinischen Bereich, ist es wichtig, dass die Lernaktivitäten individuell in Zeit und Ort durchgeführt werden können, im Gegensatz zum klassischen Frontalunterricht. In einer Pflegeeinrichtung oder einem Krankenhaus kann man oft nicht vorhersagen, was passieren wird. Daher muss das Portfolio so eingerichtet sein, dass die Handlungen oder Aufgaben mit dem zugehörigen Feedback- oder Bewertungsformular von der Einrichtung leicht geändert werden können. - Anpassungsfähigkeit von Prozessen und Bewertungsformen:
Um all diese Punkte zu unterstützen, muss das Portfolio auch auf Prozessebene sehr flexibel sein. Im kompetenzorientierten Prüfkonzept werden viele verschiedene Formen verwendet, wie Low-Stake- und High-Stake-Bewertungen, Selbstreflexionen, Gruppenfeedback, 360-Grad-Feedback und viele andere Prozesse. Die spezifische Lernsituation erfordert eine spezifische Feedbackform, Inhalt und Prozess.
Fazit
Durch diese umfassenden Funktionalitäten für Differenzierung und Personalisierung ermöglicht ein fortschrittliches digitales Portfolio, das Hochschulwesen tatsächlich um den individuellen Studierenden herum zu gestalten. Studierende erhalten mehr Kontrolle über ihren eigenen Lernprozess und können einen Lernweg verfolgen, der nahtlos zu ihren persönlichen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Ambitionen passt.
So unterstützt ein gut implementiertes digitales Portfolio deutsche Hochschuleinrichtungen optimal bei der Realisierung personalisierten Lernens. Dies ist eine vielversprechende Entwicklung für eine qualitativ hochwertige und zukunftsorientierte Hochschulbildung, in der individuelle Förderung und Talententwicklung im Mittelpunkt stehen.